HISTORIE
Die Anfänge unserer Vereinsgeschichte gehen zurück in das
Jahr 1936. Seitdem ist es das höchste Ziel aller Mitglieder des
AHC die Tradition dem stetigen Wandel anzupassen ohne
dabei grundlegende Traditionen zu vergessen.
Die Epochen der Gründung und Wiederbegründung
Das letzte Drittel der 175-jährigen Geschichte des Koblenzer Karnevals hat das ALT-HERREN-
CORPS (AHC) entscheidend mitgeprägt. Seit 1936 besteht es, seit dem Jahr, in dem der Koblenzer
Kaufmann Willi Lescrinier diese Narrenvereinigung als „Reserve-Offiziers-Korps“ der Prinzengarde
Infanterie der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft gründete, ihr Kommandant wurde und
Prinz Karneval als „Prinz Willi von Lescrinesien“ verkörperte. Das Korps bleibt aber zunächst im
Verband der „Großen“
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Aus 15 Mitgliedern bestand es damals, alle aktiv, in roter Uniform zwar, dennoch preußisch
„gestylt“
. Lescrinier’s Lebenselixier war die Daseinsfreude. „Wir leben nur so kurze Zeit und sind so
lange tot, deshalb freut Euch des Lebens“ ist in seinem letzten Appell an die Bevölkerung von
Koblenz und Umgebung vor dem Rosenmontag 1936 nachzulesen. Lachend und fröhlich,
daseinsfreudig und immer fidel wollte er die Menschen am Rosenmontag, „dem höchsten Feiertag
des Jahres“ sehen. Er verbot „Menschen mit griesgrämigen Gesichtern sich in der Prinzenstadt
sehen zu lassen, forderte diejenigen auf, die sich selbst nicht leiden können oder solche, die Knies
suchen und vor dem Rosenmontag schon an den Aschermittwoch denken, auf, ihre Wohnungen
nicht zu verlassen. Spießer, Mucker, Keildötz und Antialkoholiker sollten sich in der dunkelsten
Ecke des Stadtwaldes ein Stelldichein geben, auf daß sie ihren bitteren und traurigen Anblick dem
Prinzen ersparen“
.
Ein solcher Appell wäre jedes Jahr angebracht!
Willi Lescrinier war der Typ eines echten Narren, an denen unsere Zeit so arm ist, ein Karnevalist,
der nach dem Bombenangriff auf unsere Stadt in den Trümmern seines Hauses als erstes seine
Karnevalsuniform suchte.
Das „Reserve-Offiziers-Korps“ wollte die „Faasenacht“ auf besondere Weise unterstützen und
bereichern, Feste im eigenen Korps feiern und die anderer Vereine besuchen, es wollte
freundschaftliche Beziehungen zu auswärtigen Gesellschaften aufnehmen und fördern.
Verwirklicht wurde dieses Vorhaben durch Verbindungen zu Karnevalsvereinen in Deutschland
und Österreich und Besuche in Wien, Berchtesgaden, London und anderswo. Diese Aktivitäten
verleitete die Presse, das Korps als „Diplomatisches Corps des Koblenzer Karnevals“ zu
bezeichnen.
Der Krieg bereitete auch dem „Reserve-Offiziers-Korps“ ein jähes Ende. Die Überwindung seiner
Hinterlassenschaft von Not und Elend, ließ die latent vorhandene Bereitschaft zur
Wiederaufnahme karnevalistischer Vorhaben in den ersten Nachkriegsjahren nicht zur Entfaltung
kommen. Im Übrigen standen die nun befehlenden französischen Machthaber einer solchen Idee
ablehnend gegenüber. Aber: „Micht nix, se grenn ons net kapott“ sang das Volk immer dann, wenn
ihre Militärstreifen in den Kneipen erschienen.
Und selbst aus dem Krieg in die zerbombte Heimatstadt heimkehrende deutsche Soldaten fanden
bald ihren rheinischen Humor wieder. Einer von ihnen war Peter Steffgen, der später – 1954 – als
erster 1. Vorsitzender die Führung der Verwaltung des Corps übernahm. „Als ich nohm Kreeg haim
kohm, hann die für mich geflaggt – en em ahle Noßbaum vur onserm Haus hat main Uniform
gehange, von Splittern zerfetzt, on hät mir zugewunke, als wenn se sohn wollt: ah Pidder, widder
daheim?“
Korpskameraden trafen sich in der Alten Burg. Ein paar Flaschen Wein hatten sie „organisiert“
, Jean
Kollig sang den „Gemees-Walzer“ nach dem Motto „Hurra, mir leewe noch“
, Frau Weinand
begleitete ihn auf ihrem Schifferklavier – es soll eine Bombenstimmung geherrscht haben.
Auch die ehemaligen Wehrmachtsbaracken vor dem Hauptbahnhof waren Treffpunkt, später die
Ewige Lampe und das Unterhaltungs-Etablissement Schall & Rauch – die Zusammenkünfte
glichen Trockensitzungen: Statt Eintritt wurde 1,00 DM „Stobbegeld“ erhoben.
Der offizielle Beschluß, das Korps wiederzugründen, wurde 1949 gefaßt. Ab sofort aber als Verein
mit der Aufgabe, die Koblenzer Fastnacht und damit Brauchtum und Sitte zu pflegen,
gesellschaftliche Veranstaltungen durchzuführen sowie durch Bildung eines „Jung-Elferrates“ die
Jugend zu fördern. Sitzungen – dabei blieb es – sollten nicht stattfinden. Es wurde ein Vorstand
gewählt und an dessen Spitze der Kommandant Willi Lescrinier. Die Uniformen
– soweit noch vorhanden – waren die alten, auch die Standarte hatte die Bomben überlebt.
Geschlossen traten die Karnevalisten aus der „Großen“ aus.6/17/23, 2:35 PM Historie – ALT-HERREN-CORPS 1936 KOBLENZ e.V .
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Doch die Rechnung ging nicht auf. Der französischen Besatzungsmacht paßten solche
Aufmachungen und Bezeichnungen wie Reserve-Offiziers-Korps und Kommandant nicht, war
Deutschland doch gerade erst niedergeworfen und entmilitarisiert worden. Pfiffig und listig – wie
die Rheinländer durch den Umgang mit fremden Besatzern im Laufe der Geschichte geworden
sind – griffen die Korpskameraden bei der Suche nach dem genehmigungsfähigen Vereinsnamen
auf akademisches Brauchtum zurück: Sie schlugen die Bezeichnung „Alt-Herren-Corps“ (AHC) vor,
machten aus dem Kommandant den „Commodore“ und gestalteten die Uniform ziviler, aber noch
attraktiver. Damit war der französische Stadtkommandant einverstanden.
Die Zeit der großartigen Feste…
In den folgenden Jahren fanden große Feste in der Kongreßhalle Deinhard statt, Silvesterbälle mit
zwei Tanzkapellen und Schlager- und Chansonstars, Kinderkostümfeste mit dem Jung-Elferrat am
Karnevalssonntag wurden zur Tradition in der „Guten Stube“ der Stadt, Kostümbälle am
Karnevalssamstag und Karnevalsdienstag mit anschließender „Beerdigung der Faasenacht“ in der
AHC-Hofburg Café-Restaurant Rheinanlagen. Es waren gesellschaftliche Ereignisse von hohem
Rang in der Stadt.
1956 verunglückte der Commodore Lescrinier tödlich. Ihm und seinen Mitstreitern vor und nach
dem Krieg gebührt höchste Anerkennung für ihren unermüdlichen Einsatz für den eigenen Verein
und die Koblenzer Fastnacht. Sie sind die Vorbilder für die karnevalistisch organisierten Menschen
unserer Zeit – mitnichten alle Karnevalisten –
, insbesondere was Einsatzbereitschaft, Solidarität,
Kameradschaft und Verläßlichkeit angeht. Ihr Geist muß lebendig bleiben, wenn die Fastnacht
ihren ursprünglichen Sinn erhalten und nicht abgleiten soll in stereotype Ereignisse vorwiegend
kommerzieller Prägung.
…und der Anpassung an neue Herausforderungen
Die beiden Großveranstaltungen in der Rhein-Mosel-Halle fielen in den 80er Jahren dem „Zahn
der Zeit“ zum Opfer. Das Publikum favorisierte die immer zahlreicher gewordenen
Freizeitmöglichkeiten, das Fernsehen breitete sein Angebot aus, Saalmieten und Honorare für
Musiker und Unterhalter sprengten die finanziellen Möglichkeiten des Vereins. An die Stelle des
Kostümballs ist seit langem das „Närrische Treiben“ gerückt, beerdigt wird die „Faasenacht“ aber
nach wie vor, seit Jahren im Weindorf.
Außerhalb der Session finden weiterhin monatliche Schoppenabende statt, wird an einem Tag im
Mai in der Heimat gewandert, im Sommer für einen bis mehrere Tage ausgeflogen, im Herbst zur
Einstimmung auf die neue Session ein Herrenessen geboten und seit 1994 den Damen die gleiche
Reverenz erwiesen und in bisher elf Skatturnieren konnten Skatbrüder und –schwestern ihrer
Spielleidenschaft huldigen.
Brauchtumspflege während der Session…
Rosenmontagswagen stellt das Corps seit es besteht, in früheren Jahren Prunkwagen, seit 1974
Motivwagen. Gebaut werden sie auf der Narrenschiffswerft auf dem Heinz-Börner-Platz in der
Schützenstraße. Mit hohen und höchsten Auszeichnungen wurden sie dekoriert, dreimal mit 1., je
viermal mit dem 2. und 3. Preis ausgezeichnet, in den übrigen Jahren mit wertvollen Pokalen
anerkannt.
Bevor sie allerdings an den zigtausend Schaulustigen entlang des Rosenmontagszuges vorbei
fahren, werden sie am Karnevalssamstag jeweils mit einem Taufspruch bedacht und einer Flasche6/17/23, 2:35 PM Historie – ALT-HERREN-CORPS 1936 KOBLENZ e.V .
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„Deinhard“ zünftig getauft. Die anschließende Tauffeier, zu der die Herren Zylinder und festliche
Kleidung tragen, eine 100 kg schwere Wutz aus dem heimischen Schweinestall gegrillt und
Königsbacher Pils und Deinhard Kabinett gereicht werden, ist die schönste und beliebteste – und
am besten besuchte – AHC-Feier des Jahres. Wagentaufe heißt dieses Spektakel, das übrigens
eine feierliche Kulisse bietet, verdienstvolle Corpsmitglieder mit hohen und höchsten Orden des
Corps und der AKK auszuzeichnen.
Auch die Vereinsorden haben ihre eigene Geschichte. Der erste Orden war der Orden des Prinzen
„Willi von Lescrinesien“
, ein Halsorden. Auch heute noch sind ein Halsorden, Corpsmütze und
Uniform die Insignien aktiver Corpsmitglieder und kennzeichnen die weiblichen Aktiven die (dem
Halsorden nachgebildete) Brosche, Corpsmütze und ein rot-schwarzes Kostüm. Der gleiche
Halsorden – mit Rubinen besetzt – ist der höchste AHC-Orden. Er wird Corpsmitgliedern für
besondere Verdienste oder nach 25-jähriger Mitgliedschaft verliehen.
Die ersten Sessionsorden waren zwar aus Katalogen ausgesucht, dennoch recht ansprechend und
selbstverständlich mit den Emblemen des AHC und der Jahreszahl aufgewertet. Ab 1974 gab es
eigene Kreationen und zwar als Ordensserien. Die erste währte 5 Jahre, im Mittelpunkt stand das
Deutsche Eck mit Reiterstandbild und Schwert im Zentrum eines Kreuzes, dessen Farbe jährlich
wechselte. Abgeschlossen wurde diese Serie mit den Orden des Prinzen „Paul von Zitz und Zores“
und seiner Confluentia Ingeborg. Es folgten elf Koblenzer Originale vom „Spitals Andun“ bis zum
„Tambour Knopp“ und dem Orden des Prinzen „Detlef vom Flieseneck“
, der die Altstadt von der
Alten Burg bis zum Deutschen Kaiser zeigt, und der „Confluentia-Hanne“
-Anstecknadel.
Das 2000-jährige Jubiläum der Stadt im Jahre 1992 lieferte die Anregung für eine neue Serie,
nämlich die Darstellung großer Persönlichkeiten und historischer Ereignisse, die die
Geschichtsträchtigkeit unserer Stadt weit über ihre Grenzen hinaus begründen. Sechs Orden
dieser aktuellen Serie sind bereits – je dreihundert Mal – an Mitglieder des AHC, Persönlichkeiten
anderer Karnevalsvereine und des öffentlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in Koblenz
verliehen worden.
…und aus besonderen Anlässen
1976 veranstaltete das Corps einen Mundartwettbewerb unter dem Motto „Su schwätze mer!“
. Ihm
war ein großer Erfolg beschieden. Angesprochen waren alle, denen die Erhaltung unserer –
hoffähigen – Heimatsprache am Herzen liegt, vor allem die Jugend, denn „in der Liebe zur
Koblenzer Mundart äußert sich auch die Liebe zu unserer schönen Heimat“ (P. Preußer).
Die Mitglieder des AHC hatten seit jeher ein Herz für „Zugereiste“
. Sie hatten schon lange bemerkt,
daß sich bei Mitbürgern dann Verlegenheit, ja traurige Beklommenheit, einstellt, wenn ihnen –
keineswegs bösartig, eher verständnisvoll – erklärt wird, „dat kannste jo och gar net wesse, dau
bess jo gar keine Kowelenzer Schängel“
. Eine Spaltung in „Schängel“ und „Wahl-Koblenzer“ durfte
es aber nicht geben in der großen „Familie des AHC“
.
Zur Integration der Zugereisten in diese Familie wurde die Schängeltaufe (1979) eingeführt und im
und außerhalb des AHC begeistert aufgenommen. Bis heute wurden 35 „durch ihren Geburtsort
außerhalb von Koblenz benachteiligte“ Corps-Mitglieder von diesem Makel befreit und 19
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens privilegiert, das Attribut „Schängel“ zu führen.
Es versteht sich von selbst, daß der Täufling unbescholten sein muß. Zwei Paten sind Zeugen des
Zeremoniells mit „Rhein-Mussel-Wasser on met Wein“ als Taufwasser. Der Täufling darf sie mit
„Pat“ oder „Pätt“
, sie ihn mit „Schang“ oder „Schängel“ ansprechen. Die Paten sind fortan
verpflichtet, ihm in jedweder Lage beizustehen. Der Täufling erhält einen Taufspruch in Koblenzer
Mundart, den er unverfälscht nachsprechen und in Erinnerung behalten muß. Hat er ihn nicht
parat, wenn er ihn später – wann und wo auch immer – aufsagen muß, ist eine Lokalrunde fällig.6/17/23, 2:35 PM Historie – ALT-HERREN-CORPS 1936 KOBLENZ e.V .
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1993 wurde wahr, was viele jahrzehntelang für unmöglich gehalten hatten: Der Kaiser steht wieder
auf dem „Eck“
. Es gab ein großes Volksfest aus diesem Anlaß am 25. September, zu dem auch das
„AHC“ einen Beitrag lieferte. Es verkaufte 1.000 l „Kaiserwein“ und 2.000 „Kaisergläser“
, gestiftet
von zwei Corpsmitgliedern, nachdem sie eine leichtsinnigerweise eingegangene Wette verloren
hatten. 6.000 DM kamen in die Kasse. Sie wurden dem damaligen OB Willi Hörter zur Finanzierung
der Kosten für die Wiedererrichtung dieses Denkmals übergeben. „Eine nette Geste, über die ich
mich sehr gefreut habe“
, schreibt der OB zurück, „weil ich sie als Zeichen heimatstädtischer
Verbundenheit werte“
.
Am 8. September 1996 feierte das AHC sein 60-jähriges Bestehen. Festreden wurden gehalten,
Grußworte gesprochen, BdK-
, Landesverbands-
, AKK- und AHC- Orden verliehen – einen
Jubiläumsorden vermißten einige Ordensbesessene sogar im Spätsommer. Fotografische
Schlaglichter auf AHC-Aktivitäten vermittelten einen Einblick in das Vereinsleben während eines
Jahres. Auch die „Räte vom Buddenturm“ waren gekommen und erstarrten in Ehrfurcht vor dem
sich würdig präsentierenden Koblenzer Corps. Weil es während des Festaktes keine Getränke gab,
bezeichnete ein Corpsmitglied diesen Teil der Feier als die „erste Trockensitzung in der
Vereinsgeschichte“
. Dafür gab es im gemütlichen Teil um so mehr zu trinken, und ein reichhaltiges
Buffet und von den AHC-Damen liebevoll bereitete Kuchen und Torten sorgten für ein standfestes
Fundament.
Von der Gastrolle zur Mitgliedschaft
Dann gibt es noch die Damen im ALT-HERREN-CORPS – für viele bei oberflächlicher Definition des
Vereinsnamens unfassbar. Das Reserve-Offiziers-Korps war in der Tat ein reiner Männerclub, gab
es doch keine weiblichen Reserve-Offiziere in jener Zeit. Wie aber sollte der Vereinszweck – Feste
feiern, gesellschaftliche Veranstaltungen durchführen –unter Ausschluss der Damen erfüllt
werden? Folglich ließ man irgendwann –wie es ein Chronist ausdrückt –
„die Damen teilhaben an
den Vergnügungen im Corps“
, von Mitgliedschaft war keine Rede.
Die Damen vergnügten sich daraufhin nicht nur im Corps, sie brachten auch neuen Schwung in
den Verein.
Sie bildeten bald die AHC-Damen-Gruppe –
„Dilldöbbscher“
–
, die seit 1991 sehr erfolgreich an
Koblenzer Rosenmonatszügen teilnimmt, im internen Vereinsleben außerordentliche Aktivitäten
entwickelt und den Bekanntheitsgrad des AHC in der Öffentlichkeit fördert – ohne daß sie die
Mitgliedschaft erwerben konnten. Das war ihnen nach einigen Jahren nicht genug. Sie strebten
nach Unabhängigkeit vom Wohlwollen der jeweiligen Corpsführung und der Stimmungslage der
Mitglieder, nach gesicherten Möglichkeiten der Mitbestimmung und Mitgestaltung des
Vereinsgeschehens. Solche Zugeständnisse waren in anderen Koblenzer Karnevalsvereinen schon
lange keine Frage mehr, das AHC tat sich schwer damit. Doch die selbstbewußter gewordenen
Frauen ließen nicht locker. Sie baten um die Mitgliedschaft, die die bestehende Satzung ihrer
Ansicht nach zuließ.
Vorstand und Beirat des AHC bestätigten nach langen Diskussionen diese Auslegung – der Weg
für eine Mitgliedschaft wurde den Frauen freigegeben.
Am Tag der Eröffnung der Session 1994, dem 13. November 1993, erwarben elf Närrinnen und die
fünfjährige Enkelin des Commodore die Mitgliedschaft im AHC.
Und vier Jahre später baten acht zwischen 15 und 20 Jahre junge Gardistinnen um Aufnahme ins
Corps. Ihrem Antrag zuzustimmen wäre ohne den 1993 gefaßten Beschluß nicht möglich gewesen.6/17/23, 2:35 PM Historie – ALT-HERREN-CORPS 1936 KOBLENZ e.V .
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Mit ihren inzwischen zahlreichen Auftritten in den folgenden Jahren als Tanzgarde des AHC
überraschte diese sympathische Gruppe nicht nur die eigenen Corpsmitglieder, sondern viele
Karnevalisten weit und breit und auch die sonst an karnevalistischen Ereignissen eher
uninteressierte Öffentlichkeit.
Nun unterliegen auch Tanzgardistinnen den unabänderlichen Gesetzen der Natur – wie alle
Geschöpfe: Sie wachsen, reifen und bringen Früchte. Im Zuge dieser Entwicklung verblieb einigen
der Gardistinnen neben den nunmehr von ihnen zu erfüllenden Mutterpflichten gerade noch Zeit
für Haushalt und Beruf, für die vielen Trainingsstunden, die das Gardetanzen erfordert, blieb nichts
mehr übrig. Da für die ausscheidenden jungen Mütter Nachfolgerinnen fehlten und auch nicht in
Sicht waren, wurde die Gruppe immer kleiner, sodass sie sich am Ende Session 2000 auflöste.
Vier Jahre hat die Tanzgarde des AHC dem Schlachtruf des Corps „AHC – Ewig jung“ zu neuer
Hoffnung verholfen. Sie ist bis zur Stunde leider unerfüllt geblieben, denn an jugendlichen – an
Jahren gemessen – Mitgliedern, vor allem an Nachwuchs daran, mangelt es nicht nur dem AHC.
Die satzungsgemäß gesicherte Mitgliedschaft von Frauen im AHC – mittlerweile ein Drittel der
rund 250 Mitglieder – war sicher ein Einschnitt in die traditionelle Struktur des über 60 Jahre alten
Vereins. Die allermeisten Mitglieder werten sie aber als konsequente Weiterentwicklung der vor 20
Jahren den Frauen gewährten Gastrolle und als Anpassung der Vereinsstruktur an die
Erfordernisse unseres Jahrzehnts mit seinen veränderten gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen, insbesondere die Gleichberechtigung von Mann und Frau.
Mit neuer Führung ins nächste Jahrtausend
Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts bestand der Verein – wie weiter oben bereits
berichtet – über 60 Jahre. 60 Jahre heißt, zwei Generationen haben den Verein gebildet und trotz
politischer und gesellschaftlicher Turbulenzen lebendig gehalten, die eine gegründet und
aufgebaut, die andere fortentwickelt und neu geprägt.
Nach dieser Zeit stand das Corps vor einem erneuten Generationswechsel, das dritte Mal in der
Vereinsgeschichte, die nunmehr dritte Generation vor der Herausforderung, das Corps ins nächste
Jahrtausend zu führen und es trotz der vielen vereinsunfreundlichen Einflüsse unserer Zeit den
sich fortlaufend ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen und seinen
Fortbestand zu sichern.
Zur Erfüllung dieser Aufgaben bedurfte es einer neuen, dieser Generation angehörenden
Vereinsführung. Die Suche danach war langwierig, wird es doch in unserer immer komplizierter
werdenden Gesellschaft von Tag zu Tag auf Grund der hohen Ansprüche, die Beruf und
Existenzsicherung an die Bürger stellen, schwieriger, Mitglieder für derartige ehrenamtliche
Tätigkeiten zu finden. Denn die Bereitschaft dazu allein genügt nicht, zumal auch die
Anforderungen der Vereinsmitglieder an ihre Führung mit dem Anstieg des generellen
Anspruchsniveaus Schritt halten.
Doch schließlich erfüllte sich der Wunsch der alten Vereinsführung an ihre Nachfolger. Mit
frischem Elan ging das neue Duo wie überhaupt der gesamte Vorstand an seine Aufgaben. Er
berief zunächst einen Beirat mit Teilaufgaben für die Gestaltung von Festen und anderen
Aktivitäten im Vereinsleben, für den Wagenbau, die Jugendarbeit und die Dilldöbbscher und
entwickelte dann neue Schwerpunkte, „Highlights“ genannt.
Das erste herausragende Highlight war die Eröffnung der Session 1998/99 im Kaisersaal, „auf’m
hohen Roß“, im Koblenzer Schloss nämlich. Auch für den zweiten Höhepunkt im jährlichen
Vereinsleben – die Wagentaufe – wurde fortan der Gartensaal, ebenfalls im Koblenzer Schloss,
gemietet. Beide Veranstaltungen sollen künftig neben der Teilnahme am Rosenmontagszug d i e6/17/23, 2:35 PM Historie – ALT-HERREN-CORPS 1936 KOBLENZ e.V .
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Aktivitäten des AHC in der Koblenzer Öffentlichkeit darstellen, raus aus der bisherigen mehr AHC-
familiären Atmosphäre zu Großveranstaltungen, zu denen auch Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft
und Kultur sowie Vertreter von Mitgliedsvereinen der AKK eingeladen werden.
Die Freude über die großräumigen repräsentativen Möglichkeiten der festlichen Gestaltung beider
Vorhaben im Schloss währte nur kurz. Denn bereits nach 8 Jahren wurde dem AHC – wie auch
anderen Vereinen – diese Möglichkeit aus schwer nachvollziehbaren Gründen und mannigfachen
Interventionen Koblenzer Persönlichkeiten aus Verwaltung und Politik bis zum obersten
Dienstherren des Schlosses wieder genommen. Die Suche nach geeignetem Ersatz begann von
neuem.
Fundorte sind die Rhein-Mosel-Halle für die Sessions-Eröffnung und ein Koblenzer Autohaus für
die Wagentaufe, wohin der Verein 2006 auswanderte.
Im Jahre 2003 wurde die dritte Serie des AHC-Sessionsordens „2000 Jahre Koblenzer
Stadtgeschichte“ vollendet. Sie stellt – wie weiter oben bereits beschrieben – große
Persönlichkeiten und historische Ereignisse unserer Heimatstadt dar und liefert damit einen
Beitrag zur Vermittlung ihrer reichhaltigen Geschichte. Der elfte (und letzte) Orden dieser Reihe ist
dem wohl weit über Koblenz hinaus am besten bekannten „Kaiser-Wilhelm-Denkmal“ gewidmet.
Ihm folgten zwei Orden, die besondere Ereignisse aus dem jährlichen Vereinsgeschehen
festhalten. 2006 wurde eine neue 7-teilige Ordensserie „ Koblenzer Brunnen“ in Form eines
Hexagons, eines 6-Ecks, angelegt.
Die Vorstellung der Vereinsorden und ihre Verleihung an die AHC-Mitglieder erfolgt jeweils in
einem festlichen Rahmen. Diese – neue – Veranstaltung hat sich inzwischen zu einem weiteren
Höhepunkt im Vereinsleben entwickelt, zwar außerhalb der 5. Jahreszeit, doch als beliebte
Einstimmung auf die bald beginnenden „tollen Wochen“ und erfolgreiches Training des AHC- und
anderer karnevalistischer Schlachtrufe.
Seit 2006 findet – statt am Ort der Darstellung des Motiv’s (wie vorher) – auf einem Fahrgastschiff
einer Koblenzer Reederei statt, an die sich eine „Kreuzfahrt rund um’s Eck“ anschließt und bei der
gut gegessen und reichlich getrunken werden kann.
Auch verreist das Corps nach wie vor für mehrere Tage in ferne deutsche und benachbarte
ausländische Regionen. Es sind immer wieder fröhliche und auch teilweise lehrreiche Fahrten und
angenehme Aufenthalte in guten Hotels, mit reichlich gesponserter fester und flüssiger Nahrung,
in Harmonie und echter Kameradschaft.
In diesem Geist werden auch weiterhin „Zugereiste“ zu „Koblenzer Schängel“ getauft. Die Taufe
erfolgt im Rahmen des sommerlichen AKK-Frühschoppens. Mittlerweile sind es etwa 50 Corps-
Mitglieder und Persönlichkeiten des öffentlichen und kulturellen Lebens, die diese Gunst erfuhren.
Große Freude bereitet der jährliche Sommerausflug des Vereins mit ausgiebiger Wanderung zum
Fischteich nach Kobern. Er ist zu einem echten Familienfest geworden, einem lukullischen
Paradies. Selbst die jüngsten Mitglieder des Corps haben ihre helle Freude an dem Ausflugsort;
gibt es dort doch das große Wasser und Wiesen zum Spielen.
Weitere Aktivitäten, wie die jährliche Radtour in die nähere Umgebung, die AHC-Wagenbauer-
Grillparty am Heinz-Börner-Platz als ein Dankeschön an die Wagenbauer, erfreuen sich großer
Beliebtheit bei den Radfahrern und Wagenbauern und tragen dazu bei Vereinsnachrichten, wie
überhaupt Neuigkeiten aus dem Koblenzer Alltag, gegenseitig auszutauschen und zu
kommentieren.
Während die Herren- und Damenessen beibehalten worden sind, wurden die seit über 60 Jahren
bestehenden monatlichen Schoppenabende anderen Vereinsaktivitäten geopfert und die6/17/23, 2:35 PM Historie – ALT-HERREN-CORPS 1936 KOBLENZ e.V .
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„Beerdigung der Faasenacht aufgegeben, passen sie doch nicht mehr so recht in die
Anspruchsvorstellungen vor allem der vielen neuen, meist jüngeren Mitgliedern.
Eine weitere große Herausforderung stand 2006 bevor, die nach 1950, 1961, 1969, 1980 und
1991/92 sechste Gestellung von Prinz und Confluentia durch das AHC. Sie wurde in der Art und
Weise bewältigt, die dem Corps seit seinem Bestehen eigen ist und bei seinen Aktivitäten nach
wie vor als Ansporn gilt: unermüdlicher Einsatz, großer Aufwand, Streben nach Souveränität, ja
nahezu Perfektionismus, Vermittlung und Begeisterung.
Mit den neuzeitlich gestalteten und der Fortführung der bisherigen Aktivitäten wird die großartige
Tradition des AHC – dem neuen Jahrtausend angepasst – fortgesetzt.
Endlich eine eigene Wagenbauhalle
Ein Ereignis aus der jüngsten Vergangenheit verdient eine gesonderte Darstellung.
Es ist der Erwerb eines bestehenden Gebäudes und dessen Umbau auf zahlreiche
Nutzungsmöglichkeiten durch den Verein.
Auslöser war der in der letzten ca. zehn Jahren jährlich gezwungenermaßen auferlegte Wechsel
des Ortes der Unterbringung des vereinseigenen Romo-Wagens, sicher und wetterfest, um ihn,
der nur zwei Mal jährlich vor die Öffentlichkeit fährt und über 360 Tage im Jahr „Winterschlaf“ hält,
viele Jahrzehnte „dienstfähig“ zu halten. Die Suche nach einer beständigen Unterbringung
gestaltete sich von Jahr zu Jahr schwieriger, obwohl es geeignete Unterkünfte in den vielen
mittlerweile geräumten Geräte- und Wagenhallen in Koblenzer Kasernen gab. Deren Überlassung
war oft abhängig von der persönlichen Einstellung der jeweils Befehlenden zum Karneval
generell, hin und wieder auch von der Auslegung von Verwaltungsvorschriften.
Diese unerfreulichen Zustände und der jährlich enorme Aufwand zu ihrer Überwindung waren
schon lange Gegenstand von Überlegungen, eine eigene Wagenhalle zu erwerben. Nach
intensiver Suche fand sich schließlich ein geeignetes Objekt. Seine Größe überstieg zwar den
Raumbedarf des AHC bei weitem, hatte aber den Vorteil, dass es weiteren Vereinen mit den
gleichen Wagenproblemen wie das AHC – nämlich AKK, Gelb-Rot und Rot-Weiß – die
Befriedigung auch ihrer Anliegen ermöglichte und gleichzeitig den Grund- und Gebäudeerwerb
für alle vier Käufer finanziell erleichterte.
Die einzelnen Eigentumsanteile wurden dann auf die Belange und Nutzungsabsichten ihrer
Eigentümer umgebaut. Das AHC widmete seinen Anteil in eine Mehrzweckhalle um, die am 28.
Januar 2007 feierlich eingeweiht wurde und von den Hallen- und Wagenbauern intern
Otto Hellinger Halle getauft wurde.
Diese nunmehr eigene Halle dient in erster Linie der sicheren Unterbringung der – mittlerweile –
zwei eigenen Romo-Wagen. In ihr kann das ganze Jahr über an den Wagen gebaut werden , ein
weiterer wichtiger Grund für ihren Erwerb, nämlich die Unabhängigkeit in der zeitlichen Nutzung
von den Belangen fremder Eigentümer und die Verteilung der für den Wagenbau verfügbaren Zeit
der Wagenbauer über das ganze Jahr (statt auf wenigen Wochen im tiefen Winter wie bislang).
Hier sei erwähnt, dass die Wagenbauer des AHCs zu den erfolgreichsten der Arbeitsgemeinschaft
Koblenzer Karneval gehören und sowohl mit den Komiteewagen
als insbesondere mit den Motivwagen in jedem Jahr mit vorderen und vordersten Preisen
ausgezeichnet werden.
Schließlich kann die Halle mit ihren Ausschankvorrichtungen gesellschaftlichen und privaten
Vorhaben im kleineren Rahmen dienen, was bisher einige Male geschah, zum Beispiel
Oktoberfest, Silvester, Wagenbauerfete, Prinzenempfang. Darüber hinaus bietet sie sich für die
Abhaltung von Sitzungen an und gewährt letztlich großzügigen Platz für die ordnungsgemäße,
übersichtliche und schonende Aufbewahrung von Vereinsutensilien.6/17/23, 2:35 PM Historie – ALT-HERREN-CORPS 1936 KOBLENZ e.V .
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GESCHÄFTSSTELLE
ALT-HERREN-CORPS 1936 | KOBLENZ e.V. | August-Horch-Str. 24-26
56070 Koblenz
TEL: 0261 – 98 35 84 00 | FAX: 0261 – 98 35 84 02
Das Konzept der damaligen Führungsmannschaft ist aufgegangen.
Das in der Zwischenzeit auf über 300 Mitglieder angewachsene AHC hat sich in den
letzten Jahren verjüngt, was sich insbesondere bei den Wagenbauern und im Vorstand zeigt.
Neue Ideen und neue Veranstaltungs-Konzepte sind ein Garant für ein weiter wachsendes
Interesse an den Aktivitäten des Corps.
Dies spiegelt sich auch wieder in den 7 Tollitäten die das AHC seit seinem Bestehen gestellt hat
und an den jeweils über 100 Mitgliedern, die aktiv im Prinzengefolge ihre Tollitäten durch die
närrische Zeit begleitet haben.
Der Erfolg soll die Aktiven des AHC ermutigen, mit begeisterndem Engagement den Kurs
fortzusetzen. Er soll aber auch die Mitglieder anspornen, durch rege Beteiligung am Vereinsleben
und Teilnahme an den vielseitigen gesellschaftlichen und geselligen Angeboten die Arbeit des
Vorstandes und seiner Helfer zu honorieren und in der Art eines kameradschaftlichen Umganges
miteinander die Fahne des AHC in stolzer Bescheidenheit hoch zu halten.
Dr. Artur Fischbach (Ehrenvorsitzender) | Otto Hellinger (Ehrencommodore)